Vorschau:
Liebe Leser, es gibt die witzigen Kinder, die den Lehrer bewusst oder manchmal auch unfreiwillig zum Schmunzeln bringen, die stillen, die sich schlecht einschätzen lassen, die langweiligen, an die man schnell keine Erinnerung mehr hat, die strebsamen, deren Namen man noch Jahre später kennt, die Rabauken, die einem das Leben von Zeit zu Zeit schwer machen, die vom Schicksal geschlagenen, die das Mitleid herausfordern, und dann gibt es Jan. Jan hat mich zwei Jahre lang begleitet oder besser gesagt ich ihn. Er hat wild um sich geschlagen, unflätig herumgeschrien, war immer als erster fertig und uneinsichtig, wenn man ihn bat, sorgfältiger zu arbeiten. Neben Kindern wie Jan will in der Regel kein anderes Kind sitzen. Also sitzen Jans oft allein und meist erste Reihe, damit man sie ständig im Auge hat. Und Jans genießen diese Aufmerksamkeit, denn sie brauchen sie. Jan würde alles tun, um vom Lehrer beachtet zu werden. Es geht gar nicht anders, ich schenke ihm mehr Beachtung als jedem anderen Kind in der Klasse. Ich sehe, wenn er wieder unleserlich schreibt und halte einfach nur meinen Zeigefinger in sein Heft, dann weiß er schon, was los ist. Jan kommt immer dran, wenn er sich meldet, Jan stellt inzwischen seine Exklusivfragen flüsternd und ich beantworte sie häufig. Ab und zu mahnt ihn mein Blick, bevor etwas Schlimmeres passiert. Viel nonverbale Interaktion zwischen Lehrertisch und erster Reihe hat dazu geführt, dass Jan sich halbwegs einfügt. Jan hat sich dadurch enorm verbessert. Nicht nur seine Leistungen wurden...