Vorschau:
Liebe Leser, der Gestank ist kaum auszuhalten. Am Anfang war es nur ein irritierender Geruch, inzwischen ist es ganz klar Verwesung. In den Mauern, hinter den Verkleidungen oder in der Zwischendecke des Lehrerzimmers ist ein Tier verendet und verwandelt sich zum buchstäblichen Staub, was allerdings nicht ohne eine bestialische Geruchsbelästigung abläuft. Verwesung ist übel, uns Lehrern ist auch übel. Lüften hilft für einen kurzen Moment, dann schlägt die Biologie zurück. Und da es draußen schon kalt und nass ist, können wir auch nicht dauerlüften. Wir ertragen und schimpfen auf die Stadt, die in solchen Fällen  nichts macht, weil man ja nicht weiß, wo die Maus gestorben ist und man kann ja nicht auf gut Glück… Also Nase zu und durch. Aber eines ist klar, es fällt jede Konzentration schwer und man gewöhnt sich auch nicht an diesen Geruch. Neulich habe ich mir ein paar Dokumentationen aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen angetan. Es ging um junge Mädchen, die ihren Schulabschluss nicht schaffen, weil sie zu früh Mutter werden und das wenigstens ein akzeptiertes Rollenbild darstellt, um Menschen, die in Stuttgart ihre Miete nicht mehr zahlen können, um eine ganz normale Familie in einem ostdeutschen Plattenbau, deren Söhne in die rechte Szene abdriften. Nicht reißerisch präsentiert, sondern durchaus von mehreren Seiten beleuchtet. Das ist auch Deutschland. Und es ist eine Welt, die mit meiner so gut wie gar nichts zu tun hat. Wir haben uns eingerichtet in einem Haus auf dem Lande mit zwei Kindern, die beide gerne zur Schule gehen und große Pläne haben für ihre Zukunft und dabei hauptsächlich an eine gute Welt denken. Wir können uns einen Urlaub in einem schönen Ferienhaus leisten und sorgen für die Rente vor. Das einzige Ungewisse ist die...