Vorschau:
“Ich bin auch deswegen Architekt geworden”, erzählt mir ein Freund abends auf einer Feier, “weil mein Lehrer mir damals sagte, das würde ich mit meinen Leistungen niemals schaffen. Ich dachte da: Jetzt erst recht!” Meine eigene Klasse nähert sich dem letzten halben Schuljahr in der Sekundarstufe 1. Etwa die Hälfte der Schüler wird nach den Sommerferien in die Oberstufe wechseln, ein Viertel wird auf Berufskollegs oder vergleichbare Schulen wechseln, der Rest ins Berufsleben wechseln. Ein großer Teil von ihnen hat eine Ausbildungsstelle direkt in Aussicht oder den Vertrag schon unterschrieben. In den vergangenen Monaten habe ich unheimlich viele Beratungsgespräche geführt. Meistens, wenn Zukunftsplanung und Notenbild übereinstimmen, sind diese Gespräche sehr kurz – an anderen Stellen sehr ausführlich. Der Assistenzarzt und Twitterer JoStowasser postete neulich süffisant: Fast hätte ich den Mathelehrer vergessen, der mich in der 9. Klasse aufgrund schlechter Noten für meinen Berufswunsch “Arzt” aus vollem Herzen auslachte. Bis er gerade in meine Sprechstunde kam. Viele tausend zustimmende “Likes” und Dutzende Schimpftiraden über unfaire Lehrer sind ihm sicher. So leichthin, wie solch ein Tweet rausgehauen wird, ist es in Wirklichkeit aber nicht. Die Oberstufen an Gymnasien und Gesamtschulen sind auch besetzt mit Jugendlichen, die eine “5” nach der...