Vorschau:
„Und? Wie war es?“ Jedes Mal, wenn ich als Referent irgendwo einen Vortrag oder Workshop gehalten habe, wird mir mi Anschluss diese Frage gestellt. Und jedes Mal fühle ich mich mit einer Antwort unwohl. Als Zuhörer habe ich oft genug erlebt, wie das Auditorium mit offenen Augen geschlafen oder gar – Höhepunkt einer Lehrerfortbildung – auf einem Handy gemeinsam die Eishockey-Weltmeisterschaft verfolgt hat, während vorne mit Begeisterung referiert wurde. Fazit der Organisatoren hinterher: „Mensch, da waren alle so leise und konzentriert – das war ein richtiger Erfolg!“ Diese Erfahrungen habe ich nicht vergessen und darum hüte ich mich, meine eigenen Workshops überzubewerten. Waren die Leute wirklich interessiert oder nur höflich? Haben sie zugehört oder geschlafen? Ich bin da skeptisch. Nun ist der Roman fertig. Naja, zumindest der erste Entwurf. Denn zusätzlich zur eigenen, eingeschränkten Perspektive wird man im Laufe eines Projektes unweigerlich betriebsblind: Rechtschreibfehler, halbe Sätze oder Plotlöcher, die einem Leser direkt ins Auge springen, fallen mir nicht mehr auf. Ich brauche also ein unvoreingenommenes Auge – Menschen, die das Buch kritisch lesen: Testleser*innen. Ein Trick dabei ist, man solle sagen, das Manuskript sei das Buch eines Freundes, aber man verstehe nix davon, „ob du das nicht mal kritisch lesen könntest?“ Dadurch erhält man ehrliche Rückmeldung und keine – aus „Rücksicht auf deine Gefühle“-geschönte. Eine grundsätzliche Frage ist natürlich: „Bitte sag mir, ob es völliger Schrott ist“. Wenn meine Leser*innen beim Lesen ein Gefühl des Fremdschämens...