Vorschau:
Entsetzt verziehen wir beide das Gesicht. „Ich habe es dir gesagt!“, murmelt meine Tochter angeekelt. Ich bin ratlos. „Und was jetzt?“ Die (Ohn-)Macht des Verstandes Ich habe eine Handvoll (leicht verständlicher) Bücher über die Funktionsweise von Gehirn und Bewusstsein gelesen. Über die Entstehung von Verlangen, unser eigenes Lustzentrum und wie die Werbeindustrie gekonnt mit diesen Reizen spielt. Ich weiß, dass mir dieses Wissen nicht hilft, diesen Versuchungen zu entgehen und bin oft zu träge, mein Verhalten wirklich anzupassen. Wie funktioniert Verlangen Unser Hirn giert nach Belohnung, wie amerikanische Wissenschaftler in den fünfziger Jahren entdeckten. Verantwortlich dafür ist das mesocortikolimbische Belohnungssystem, ein weit verzweigtes Netz aus Hirnarealen und Neuronen. Dieses System funktioniert ähnlich einem Schaltkreis: Ein Auslöser von außen, etwa Anblick oder Duft eines Stück Kuchens (bei mir eher: Der Bericht über eine neue Smartwatch), lässt das limbische System reagieren. Es generiert einen Drang, den die Großhirnrinde als bewusstes Verlangen erfasst. Sie gibt dem Körper daraufhin die Anweisung, dieses Verlangen zu stillen: Wir essen den Kuchen. Ich kaufe die Smartwatch. Die Werbung bedient das Belohnungssystem Wie Robert Levine in seinem Buch „Die große Verführung“ eindrücklich darstellt, hilft das Wissen um die eigene Beeinflussbarkeit nicht, ihnen zu widerstehen. Ich weiß, dass ich verführt werde, aber ich will es trotzdem1. Obwohl ich mehrfach (!) ein iPad besessen und für meinen Alltag für untauglich befunden habe, schaue ich immer noch Tech-Videos und blicke neidisch auf Besitzer dieser Geräte. Warum? Das iPad verspricht Schönheit, Eleganz und die Lösung all meiner Probleme. Eine gewaltige Werbelüge. Das Tablet ist das für mich...