Turnunterricht hat eine lange Geschichte und erlebte in den 1970er Jahren seine Blütezeit. Was bislang ein Unterrichtsfach war, das rein der körperlichen Ertüchtigung diente, strebte bald die Förderung der motorischen Entwicklung an. Heute, in der Moderne, hat Turnunterricht einen ganzheitlichen Charakter. Primär gleicht er den typischerweise sitzend durchgeführten Unterricht aus, fordert Kinder und heranwachsende Jugendliche geistig und weckt Emotionen. Nicht zuletzt steht bei vielen Sportarten die soziale Komponente im Vordergrund. Dieser Artikel bietet einen Einblick in die Facetten der Turnunterricht-Gestaltung und des für die Trainingseinheiten eingesetzten Equipments.

Charakteristische Gestaltungsarten des Turnunterrichts

Im Turnunterricht kommen Kinder und Jugendliche für die Ausübung von Mannschaftssportarten und Solo-Sport-Aktivitäten zusammen. Zu den Mannschaftssportarten im Schulsport zählen Volleyball, Handball, Fußball und Basketball. Weiterhin können fest installierte und mobile Turngeräte zum Einsatz kommen. Neben einer Kletterstange sind dies beispielsweise Sprossenwände, Recks, Barren, Schwebebalken sowie Sprungkästen und -bretter. Welche Sportarten ausgeübt werden, orientiert sich in erster Linie am jeweiligen Lehrplan. Kurz vor den Ferien erlauben es Lehrer den Kindern meist, ihren Wunsch Sport selbst zu wählen.

Ziel des Turnunterrichts ist es, den gemeinschaftlichen Sportsgeist zu entwickeln und zu fördern, den Gleichgewichtssinn zu schulen und sich zu überwinden, bei der ein oder anderen Sportart die Komfortzone zu verlassen. Im Turnunterricht wird die körperliche Kraft nicht nur auf den Prüfstand gestellt, sondern weiterentwickelt. Außerdem lernen Kinder, die Körperspannung zu halten und sich im Anschluss wieder zu entspannen. Wie sich der eigene Körper bei rollenden oder drehenden Bewegungen sowie beim Fliegen anfühlt, ist für viele Kinder eine völlig neue Erfahrung. Beim Vollführen von Kunststücken entdecken sie ihre spielerische Seite. Ein wichtiger Schwerpunkt des Turnunterrichts ist die körperliche und geistige Koordination. Darüber hinaus lernen Kinder ihre eigenen Dimensionen sowie Grenzen kennen und erfahren Selbstlimitierung.

Diese Erfahrungen bietet Turnunterricht Kindern

Turnunterricht ermöglicht es Kindern, die Welt aus vielfältigen Perspektiven zu betrachten. Er folgt dem natürlichen Bewegungsdrang eines jeden Individuums und begleitet Heranwachsende auf dem Weg ihrer körperlichen, geistigen und emotionalen Entwicklung. Klassischer Schulunterricht bedeutet für Kinder – bei manchen mehr, bei anderen weniger – Anspannung und setzt sie nicht selten unter Stress. Der Turnunterricht ist dann ein Ventil, das Spannungen abbauen kann und dabei hilft, den Fokus des Kindes auf einen anderen Schwerpunkt zu lenken.

Gleichzeitig halten Kinder im Turnunterricht die sozialen Kontakte aufrecht oder bauen sie weiter aus. Teamgeist und Fairplay sind essenzielle Werte, die bereits den Jüngsten mit auf den Weg gegeben werden sollten. So entwickeln sich Kinder zu Persönlichkeiten, die ungeachtet ihrer eigenen Leistung auch in der Gruppe miteinander menschlich harmonieren.

Was braucht man, um guten Turnunterricht zu geben?

Turnunterricht, der sich auf Kinder auch in der Praxis vorteilhaft auswirkt, bedarf vielfältiger Unterrichtsmethodik und eines organisatorisch sachgerechten Rahmens. So sollte der Sicherheitsaspekt stets im Fokus aller sportlichen Aktivitäten stehen. Nicht minder wichtig ist die individuelle Förderung eines jeden Kindes. Insbesondere Schülerinnen und Schüler, die weniger sportlich begabt sind, gilt es, gezielt zu fördern. Dazu gehört auch die intensive Beobachtung einer potenziellen Mobbing-Kultur mit entsprechend reaktiven Maßnahmen.

Weiterhin sollten Kinder auf eine positive Persönlichkeit der Lehrkraft vertrauen können. Wichtig dabei ist, auf das Feedback der Kinder angemessen zu reagieren. Die vom Lehrplan geforderten Leistungen im Turnunterricht werden im Idealfall klar kommuniziert und dementsprechend kontrolliert. Um den Kindern einen abwechslungsreichen Turnunterricht zu ermöglichen, sind pädagogische Fachkräfte gut beraten, auf Vielfalt beim Sportangebot zu achten.

Wie kann man den Turnunterricht abwechslungsreich gestalten?

Unabhängig davon, ob das Turnen einzeln oder als Mannschaft ausgeübt wird, lassen sich Übungen immer wieder variieren. Geringe Abwandlungen klassischer Turnabläufe fordern Kinder neu heraus und sorgen dafür, dass die Motivation auf einem hohen Level bleibt. Kinder fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie zu ihren individuellen Wünschen befragt werden. So halten pädagogische Fachkräfte bei den kleinen Sportlern das Interesse und die Aufmerksamkeit.

Weiterhin können sich Lehrer zu Sportarten informieren, die dem Zeitgeist entsprechen und im Trend liegen. Was „in“ ist, bereitet Kindern oft mehr Freude als etwas, das seit Langem im Lehrplan steht. Lässt der Lehrplan es zu, den Turnunterricht hoch individuell zu gestalten, können für die Schüler maßgeschneiderte Förderpläne erstellt werden. Sie orientieren sich an den bereits vorhandenen Skills und sind auf die Fähigkeiten eines jeden Kindes präzise abgestimmt. Einige Vereine stellen erfahrene Trainer zur Verfügung, die sich für den Turnunterricht als Experten hinzuziehen lassen.

Darüber hinaus ist es entscheidend, die Stunde Turnunterricht zu segmentieren. Während in einem Teil dieser Stunde beispielsweise Turngeräte zum Einsatz kommen, um die persönliche Kraft und Ausdauer zu trainieren, können Lehrkräfte den anderen Part für eine Sportart nutzen, bei welcher der Spaßfaktor im Vordergrund steht. Entwickeln Kinder Ideen für bislang unbekannte Sportarten, lassen sich diese auch in einen abwechslungsreichen Turnunterricht integrieren.

Fazit

Turnunterricht setzt bei der Bewegungsförderung an und durchbricht mit seinen vielfältigen Variationen den sitzenden Unterrichtsalltag. Bei einem abwechslungsreich gestalteten Sportprogramm unter Einbeziehung der Kinder werden motorische Fähigkeiten weiterentwickelt, persönliche Grenzen ausgelotet und der soziale Zusammenhalt gestärkt.