Vorschau:
Als ich meiner Frau zu Beginn unserer Ehe sagte, dass ich überdurchschnittlich viele Zehen hätte, änderte das genaugenommen gar nichts zwischen uns – aber es ist trotzdem ein guter Einstieg in diesen Blogartikel. Hurra! Ein Corona-Heilmittel! Vergangene Woche präsentierte der ehrwürdige Klaus Kleber im ZDF eine Reportage über den Mediziner und Unternehmer Stöcker, der im Norden der Republik ein billig zu produzierendes Mittel gegen das Corona-Virus erfunden hatte, aber der nun – typisch deutsch – nicht etwa mit Prunk und Pomp geehrt wird, sondern Besuch von der Staatsanwaltschaft erfährt. Typisch deutsch! habe ich im ersten Moment gedacht – und mich dann an den Contergan-Skandal erinnert0. Je detaillierter und komplizierter Stöckers Erklärungen in dem Beitrag wurden, desto kritischer wurde ich. Als dann eine Mitarbeiterin neben ihm mit großen Augen zaghaft nickte – „ja, auch ich habe mich damit impfen lassen. Weil ich ihm vertraue!“ – bekam ich Bauchschmerzen. Da stimmt doch was nicht! Wenn eine Schülerin mit so einem Gesichtsausdruck in eine Kamera so über mich und meinen Unterricht spräche, würde die Bezirksregierung mich noch am gleichen Tag einsammeln. „Ja, Herr Klinge ist der beste Lehrer. Ich vertraue ihm.“ Während die Augen SOS blinzeln. Von Statistik zur Manipulation Ich habe zuletzt eine Menge Bücher über Manipulation und Statistik gelesen. Walter Krämer hat in „Die Angst der Woche“ schon vor bald zwanzig Jahren über irreführende Statistiken geschrieben und auch David Spiegelhalter führt mir in „Die Kunst der Statistik“ plastisch vor Augen, wie leicht sich mein Verstand in die Irre führen lässt. Ein Beispiel aus der Mathematik: Ein Vater hat zwei Kinder. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, er zwei Töchter hat1? Ein Vater hat zwei Kinder. Eines ist ein Mädchen. Wie hoch ist die Chance,...