Vorschau:
Aktuell beschäftigt mich der Gedanke, wie maßgeblich wir Lehrer Bildungskarrieren befördern oder bremsen, wo wir Türen öffnen oder schließen. Eine unserer Lehramtsanwärterinnen absolviert nächste Woche ihr Staatsexamen und ich hatte ihr angeboten, Kolloquium zu üben. In Nordrhein-Westfalen besteht das zweite Staatsexamen aus zwei vorgezeigten Stunden (die in Summe mindestens mit „ausreichend“ bewertet werden müssen) und einer anschließenden, einstündigen, mündlichen Prüfung. Dieses Kolloquium beginnt mit einem kurzen, fünfminütigen Vortrag, aus dem sich dann in Form eines Gesprächs der weitere Verlauf ergibt. Ich habe das Glück, immer wieder mit überaus talentierten und engagierten Referendar*Innen zusammenarbeiten zu dürfen und diese Kollegin macht da keine Ausnahme. Trotzdem (oder gerade deshalb) nutzte ich die vergangenen Tage, um sie etwas zu triezen, Druck aufzubauen und Nervosität zu schaffen. Eine simulierte Prüfung ist dann eher hilfreich, wenn sie den Prüfungsbedingungen möglichst nahekommt und so nahm ich mir vor, wirklich schlecht gelaunt und eklig in das Gespräch zu gehen. Demonstrativ positionierte ich Schulgesetz und die BASS, die „bereinigte amtliche Sammlung von Schulvorschriften“ mit ihren 1000 Seiten zwischen uns, lehnte mich zurück und ließ sie beginnen. Ich wollte sie durchfallen lassen. Die Kollegin ließ mich in den ersten dreißig Sekunden wissen, was sie mir in dem Vortrag erzählen wollte und skizzierte das...