Vorschau:
Mein Projektunterricht bereitet mir große Freude, weckt aber auch den Wunsch nach einer Schule ohne Noten. Mein Physik-Grundkurs verfolgt eine Projektidee, die ich dem amerikanischen Physik-Twitterlehrerzimmer entnommen habe: Ein Wagen rollt eine Rampe herunter – darauf steht ein altes Filmdöschen. Wenn der Wagen gegen ein Hindernis prallt, kippt das Döschen um. Projektaufgabe: „Baue einen Airbag, der dieß Aufprallenergie so reduziert, dass das Döschen nicht umfällt.“ Die Schüler müssen ihre Überlegungen und Ideen in einem Worddokument festhalten. Die Gedanken gehen dahin, Form und Material des Airbags zu variieren und zu vergleichen. Zerknüddeltes Papier, Papier rollen quer oder längs, Schaumstoff, Baumwolle. Es darf sich ausprobiert werden. Weil ich der ewigen PowerPoint-Präsentationen überdrüssig bin, fordere ich ein Word-Dokument ein. Dabei üben wir Textformatierung, das Einbinden von Fotos und ein ordentliches Schriftbild. Ein Schüler verfolgte einen anderen Ansatz, den ich gar nicht bedacht hatte: Er berechnete die Geschwindigkeit des Fahrzeugs auf dem Weg nach unten. Anschließend senkte er die Rampe immer weiter ab, bis der Wagen so langsam wurde, dass das Filmdöschen nicht umkippte. Erneut berechnete er die Geschwindigkeit (v=s/t). Sein Ansatz: Wie kann ich den Wagen so sehr verlangsamen, dass der Insasse (das Filmdöschen) geschützt ist? Der Gedanke an das Kiesbett einer LKW-Notfallspur liegt nahe. Ich war überrascht von der Idee – wie immer, wenn man plötzlich außerhalb seines eigenen Horizonts landet. Tolle Idee und viele...