Vorschau:
“Papa, ich habe mit Mama gesprochen, wir dürfen heute Abend was zusammen gucken!”, erklärt meine 14jährige große Tochter bestimmt, als sie ins Wohnzimmer tritt. Ich schaue irritiert. “Schön, dass du deine Mutter gefragt hast.. aber vielleicht fragst du mal mich, ob ich das überhaupt möchte?” Einen Moment mustert sie mich kalt, dann schließt sie die Tür zum Arbeitszimmer damit wir ungestört sind und dreht sich zu mir um. “Jetzt hör mal zu, Freundchen…!” Eine Sekunde brechen wir beide in Gelächter aus. Wir kommen als Familie ganz gut durch diese Corona-Zeit. Obwohl unsere Kinder das Haus seit nunmehr sechs Wochen nicht verlassen haben, ist die Atmosphäre ziemlich entspannt. Zum Teil liegt das sicher daran, dass unsere Tage recht strukturiert ablaufen. Unsere Jüngste arbeitet vormittags ein bis zwei Stunden an Vorschulheften und der überaus empfehlenswerten Lern-App “Anton“. Die Große übernimmt viel Arbeit im Haushalt und macht ihre Schulsachen. Am Ende liegt das entspannte Miteinander für meine Begriffe jedoch an einem anderen, viel entscheidenderen Aspekt: Dem Status. Hoch- und Tiefstatus In der Theaterpädagogik habe ich den Begriff des Status kennengelernt. Der Grundgedanke ist dabei folgender: Wann immer sich zwei Menschen begegnen, handeln sie ihren Status aus. Das bedeutet (einfach gesagt), wer agiert eher dominant und führt, wer eher submissiv und folgt. Dabei kann man unterscheiden zwischen dem gesellschaftlichen Status (Chef vs. Angestellter), dem natürlichen Status (Rampensau vs. stille Maus) und dem gespielten Status (der Kunst, in einer Situation bewusst einen Status zu spielen, der es möglich macht, die Situation zu steuern). Außerdem gilt: Im normalen Alltag sind Menschen oft bestrebt, einen Statusausgleich herbeizuführen....